„Die kann doch Vertrieb! Die will doch Vertrieb machen. Das hat sie mir doch vor ein paar Tagen noch gesagt! Heute erzählt sie mir, Vertrieb wäre nix für sie! Das kann doch alles nicht wahr sein!“
Die Mitarbeiterin eines Mandanten hatte nachdem sie monatelang ausgebildet worden war und trotz aller Motivation und der Aussicht auf ein höheres Einkommen plötzlich keine Lust mehr auf Vertrieb. Von einem auf den anderen Tag hatte sich für sie alles verändert. Was war passiert?
Die Auflösung gibts am Schluss dieser Folge. Jetzt hacken wir erstmal Werte!
Herzlich Willkommen zur 15ten Ausgabe von der gefährlichste Mann der Welt,
mein Name ist Wolfgang Kierdorf und ich bin Business-Coach.
In dieser Ausgabe geht es um das Thema Werte. Wir sprechen darüber, warum Werte für Unternehmen ein wichtiger Erfolgsfaktor sind, warum Werte Kunden gewinnen und wie sich Werte auf Mitarbeiter und die Mitarbeitergewinnung auswirken. Legen wir los!
Was sind eigentlich Werte?
Werte sind unser innerer Kompass. Sie definieren, wie wir unter bestimmten Bedingungen handeln. Wenn wir über Werte sprechen, dann sprechen wir oft über Freiheit, über Verbindlichkeit, über Kontrolle oder über Respekt. Tatsächlich gibt es hunderte Werte und wenn man versucht bei sich selbst einmal eine Bestandsaufnahme zu machen, dann findet man schnell heraus, dass viele Werte in uns versteckt sind. Wir können über Jahrzehnte einen Wert in uns haben und ihn nie bewusst wahrnehmen. Bis zu dem Moment, wo dieser Wert verletzt wird.
Ist einer unserer Werte z. B. Gerechtigkeit und sehen wir eine Ungerechtigkeit, dann reagieren wir darauf, weil dieser Wert verletzt wurde.
Werte können auch ein bisschen kompliziert werden, vor allem, wenn es darum geht Werte im Unternehmen zu verankern. Eines der Probleme – zu weiteren komme ich gleich noch – sind sogenannte Antonyme Werte. Anton-Wer?
Antonyme Werte. Antonyme Werte sind Werte die im direkten Gegensatz stehen. Populäre Beispiele sind zum Beispiel die Werte „Freiheit“ und „Sicherheit“. Will ich mehr Sicherheit, dann muss ich Freiheit opfern und umgekehrt.
Bei Freiheit und Sicherheit ist das noch vergleichsweise leicht. Was ist aber zum Beispiel mit „Vertrauen“ und „Kontrolle“. Will ich Vertrauen als Wert, muss ich Kontrolle aufgeben und umgekehrt. Allerdings funktioniert kein Unternehmen nur auf der Basis von Vertrauen ODER Kontrolle. Man muss als Unternehmer also theoretisch ein gesundes Gleichgewicht finden. Das Ganze wird schwieriger, wenn man seine Werte dann auch noch wirklich lebt. Wie lebt man Vertrauen, wenn Kontrolle für den unternehmerischen Erfolg unbedingt notwendig ist?
Darauf gibt es keine einfache Antwort, denn die Antwort ist für jedes Unternehmen und vor allem für jeden Unternehmer absolut individuell.
Im Coaching nutzen wir zur Eingrenzung hier häufig das Werkzeug der Wertequadranten.
Dazu ein Beispiel am Spannungsfeld Sparsamkeit / Großzügigkeit.
Diese funktionieren wir folgt: Wir malen zwei mal zwei Kästchen auf eine Seite. In das Kästchen links oben schreiben wir Sparsamkeit, in das Kästchen rechts oben Großzügigkeit. Das ist unsere „gesunde“ Spannung. In der Kästchen links unten schreiben wir den Wert, der die Überkompensation des Wertes Sparsamkeit beschreibt, also Geiz. In der rechte untere Kästchen schreiben wir die Überkompensation von Großzügigkeit, also Verschwendung. Setzen wir nun die jeweiligen Überkompensationen mit den „gesunden“ Werten überkreuz, so erhalten wir den Wertequadranten. Also: Sparsamkeit zu Verschwendung und Großzügigkeit zu Geiz. Häufig wird die Betrachtung auf diese Weise leichter, die Einordnung gelingt besser und der zukünftige Wertekompass bezogen auf die gesunden Werte ist leichter auszurichten.
Der Wertequadrant für die schwierigen Werte Vertrauen / Kontrolle wäre also:
Vertrauen mit der Überkompensation „naive Vertrauenseeligkeit“ und Kontrolle mit der Überkompensation „paranoides Misstrauen“.
Wo stehst Du als Unternehmer?
Damit sind wir beim nächsten Punkte: Warum sind Werte wichtig?
Jeder Mensch hat Werte und jedes Unternehmen hat Werte. Übrigens auch jeder Mitarbeiter und jeder Kunde hat Werte. Passen deine Werte als Unternehmer nicht zu denen deines Unternehmens, dann gibt es einen Konflikt. Passen die Werte deiner Mitarbeiter nicht zu den Werten deines Unternehmens, dann gibt es Stress und im schlimmsten Fall Kündigungen oder Burnouts. Passen die Werte Deiner Kunden nicht zu den Werten deines Unternehmens, dann bist du irgendwann Pleite, weil niemand mehr etwas von dir kaufen möchte. DESHALB sind Werte wichtig.
Hierzu ein Beispiel. Stell dir vor, einer deiner gewünschten Werte ist Ehrlichkeit. Mit gewünscht meine ich, dass das ein Wert ist, der sich für dich gut und richtig anfühlt. Mit dem Wert Ehrlichkeit verbindet man … rate mal: Richtisch! Ehrlichkeit. Fragt dich jetzt ein Kunde nach einem Liefertermin und du versprichst einen Termin, von dem du zu diesem Zeitpunkt schon weißt., dass du ihn nicht halten kannst, dann ist dein gelebter Wert NICHT Ehrlichkeit. Stell Dir jetzt vor, du hast deinen Mitarbeitern gesagt einer unser Kernwerte hier ist Ehrlichkeit und er hört dir vielleicht zu, wie du dem Kunden den Termin mitteilst und vielleicht weiß auch der Mitarbeiter das du weißt, dass der Termin nicht zu halten ist. Was denkst du, denkt dein Mitarbeiter?
Zu kompliziert? Ganz einfach: Dein Mitarbeiter denkt: Ehrlichkeit ist hier nicht erwünscht … und wenn der Chef die Kunden belügt, dann kann ich auch die Kunden belügen. … und wenn der Chef die Kunden belügt, dann wird er bestimmt, wenn es drauf ankommt, auch mich belügen. Ergo werde ich mich genauso Verhalten, wie mein Chef sich vermutlich mir gegenüber verhalten wird und BÄHM! hast Du ein Unternehmen voller Mitarbeiter, die Lügen oder Dinge verheimlichen. Du kannst dann 100 mal sagen: „Wenn etwas ist, dann könnt ihr immer mit mir sprechen!“. Sie werden es einfach nicht tun. Der gelebten Werte sind dann Vorsicht und Misstrauen.
Deshalb sind Werte und das Bewusstsein dafür so unglaublich wichtig.
In der Filmbranche gibt es einen Spruch der heißt: „Show, don’t tell!“ Was frei übersetzt soviel heißt wie „Weniger reden, mehr zeigen!“. Das, was einen guten Film macht, nämlich mehr zeigen, weniger erzählen – das macht auch ein gutes Unternehmen. Werte die gelebt werden, die werden übernommen und Werte, über die man erzählt – und die vielleicht auch noch im Gegensatz zu dem stehen, was man sieht, die werden einfach ignoriert und durch die wahrgenommenen Werte ersetzt. Vollautomatisch.
Wie findet man seine eigenen Werte und die seines Unternehmens?
Deine Handlungen als Unternehmer sind die Folge deines persönlichen Wertesystems und das Wertesystem deines Unternehmens ist die Folge deiner und der Handlungen deiner Mitarbeiter. Werte werden gelebt und wenn man sich diese Werte nicht bewusst macht, dann wird irgendetwas gelebt. Das Ergebnis ist die Unternehmenskultur. Es gibt nicht KEINE Unternehmenskultur.
Man sagt immer: „Der Fisch stinkt vom Kopf“. Keine Ahnung ob das stimmt. Ich esse keinen Fisch. Sicher ist aber, dass die Probleme im Unternehmen in der Regel an der Spitze beginnen und sich dann in die Belegschaft verteilen.
Willst Du also als Unternehmer die Werte in deinem Unternehmen verändern, solltest du zuerst deine eigenen Handlungen im Unternehmen verändern. Durch etwas, dass man in der Führungspsychologie als „Macht der Autorität“ bezeichnet, wird sich mit der Zeit in der Folge das Verhalten einiger Deiner Mitarbeiter verändern und sie werden deine gelebten Werte übernehmen.
Die schlechte Nachricht ist: Einige werden das ganz und gar nicht tun. Hier ist es deine schwierige Aufgabe als Anführer das Verhalten zu korrigieren. Und es wird nicht selten vorkommen, dass Mitarbeiter dir Beispiele aus der Vergangenheit vorhalten, wo du dich selbst falsch verhalten hast. In diesem Fall ist es günstig, Gegenbeispiele deines neuen Verhaltens bereit zu haben und auch klar sagen zu können, was sich warum geändert hat.
Werte müssen gelebt werden. Gerade bei neuen Werte oder bei Werten, die man explizit verändern möchte, ist es hilfreich, seine Wertequadranten aufzuschreiben und für sich als Unternehmer klar zu haben, wie ausgeprägt man einen Wert lebt. Vormachen ist hier die Devise. Wer ständig über die Kunden lästert kann nicht erwarten, das Respekt als Wert im Unternehmen gelebt wird.
Lass mich am zum Ende kurz zusammenfassen, was ich in dieser Folge erreichen wollte:
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Ich wollte Dir zeigen, was Werte sind und das jeder Mensch Werte hat, nach denen er lebt. Egal ob er diese Explizit aufgeschrieben hat oder nicht. Gleiches gilt für Unternehmen. Jedes Unternehmen lebt bestimmte Werte und diese gelebten Werte weichen nicht selten von denen ab, die irgendwann einmal aufgeschrieben wurden.
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Ich wollte Dir bewusst machen, wie sich Werte in Marketing und Vertrieb auswirken und wie Kunden immer mehr für das Thema Werte sensibilisiert sind und nicht nur darauf achten was sie kaufen, sondern auch von wem.
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Ich wollte Dir zeigen, dass eine Stellensuche auch ein Verkaufsgespräch ist – in diesem Fall ist das Produkt dein Unternehmen – und das der Kunde (in diesem Fall der Bewerber) in den letzten Jahren verstärkt die Werte eines Unternehmens kauft.
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Schließlich war es mir wichtig, Dir einen Konflikt zu zeigen, den die meisten Unternehmer in ihrem Unternehmen nicht wahrnehmen, nämlich den, dass jeder Mitarbeiter in einem bestimmten Wertesystem lebt und das, wenn dieses Wertesystem dauern verletzt wird, der Mitarbeiter gestresst ist, verkümmert und dann irgendwann ausbrennt oder kündigt.
Ich hoffe, das Thema Werte hat ab sofort für Dich einen hohen Stellenwert, denn es ist meiner Meinung nach das eine Thema, dass in spätestens 10 Jahren die erfolgreichen von den erfolglosen Unternehmen trennen wird.
Versuche einmal aktiv zu beleuchten, welche Werte du gerne als Unternehmen und als Unternehmen verkörpern möchtest und reflektiere, ob deine Handlungen genau diesen Werten entsprechen. Schreib Deine Werte auf und teile Sie mit deinen Mitarbeitern, Partner und Kunden. Mach vor allem in jeder Kommunikation nach außen klar, welche Werte du vertrittst und du wirst mehr Mitarbeiter, Partner und Kunden finden, die deine Werte teilen. In der Folge wird dadurch dein Unternehmerleben besser.
Ich schulde Dir noch die Auflösung der Geschichte aus dem Intro. Die Vertriebsmitarbeiterin, die plötzlich keinen Vertrieb mehr machen wollte, wollte keinen Vertrieb mehr machen, weil sie in ihrem ersten eigenen Kundentermin dem Kunden ein Produkte verkaufen sollte, von dem sie nicht überzeugt war. Sie war der Meinung, dass war nicht das beste Produkt für den Kunden. Ihr Wert „Ehrlichkeit“ wurde verletzt und damit kam sie nicht klar. Nach einem Gespräch mit ihr und dem Mandanten stellte sich heraus, dass es eigentlich keinen Konflikt gab und das sie auch ein anderes Produkt, von dem sie völlig überzeugt war, hätte anbieten können. Das Produkt war also kein schlechtes Produkt, es passte nur einfach in dieser Konstellation nicht.
Nachdem die Werteverletzung aufgelöst war, wurde die Mitarbeiterin zu einer spitzen Vertriebsmitarbeiterinnen. Happy End!
Das war die 15te Folge von DGMDW – Gefährlich durch Werte.
Wenn Du mehr über das Thema Business-Coaching erfahren möchtest oder selbst gerne eine Coach hättest, dann findest Du unter https://www.theblackswan.de weitere Informationen.
Zum Schluss noch ein letzter Impuls: „Der Preis ist, was wir bezahlen. Der Wert ist, was wir bekommen.“ Das stammt von Warren Buffet und ich finde, es passt sowohl zu Aktien, als auch zu dem was wir als Konsumenten grundsätzlich von Unternehmen kaufen, sowohl in Geldwert, als auch in ideelem Wert.
Wenn Du Fragen hast, stelle sie gerne in den Kommentaren.
Ansonsten: Abonnieren, gefährlich werden und keinen Impuls mehr verpassen.
Wenn Du in Köln und oder Umgebung unterwegs bist, dann schau Dir bitte unbedingt unter http://events.theblackswan.de unseren aktuellen Vortrags- und Workshopkalender an. Auf das Jahr verteilt haben wir fast 50 kostenlose Vorträge und Workshops im Angebot.
Das war’s für heute, mein Name ist Wolfgang Kierdorf und ich bin Business-Coach. Danke fürs Zuhören! … und Tschüss!