
Kreativität findet im Spannungsfeld zwischen Chaos und Ordnung, Struktur und Auflösung statt.
Kreativität ist für einen Unternehmer mindestens so wichtig wie Fachwissen und Kapital. Kreativ zu sein, bedeutet die Perspektive zu wechseln, den Geist sozusagen frei laufen zu lassen.
Kreativität kann gerichtet sein, um zum Beispiel ein Problem zu lösen, oder ungerichtet, um zum Beispiel im Rahmen eines Brainstorming neue Ideen zu entwickeln.
Begriffserklärung: BrainstormingBrainstorming ist eine von Alex F. Osborn erfundene Methode, welche die Ideenfindung in einer Gruppe von Menschen fördern soll. Er benannte sie nach der Idee dieser Methode, nämlich „using the brain to storm a problem“ (wörtlich: Das Gehirn verwenden, um ein Problem zu stürmen/einzunehmen).
Selbstzensur behindert die Kreativität. Der härteste Gegner der Kreativität ist das Festhalten an Vertrautem. Viele Menschen haben durch die Prägungen, die ihre persönliche Komfortzone ausmachen, Schwierigkeiten damit, einmal völlig anders zu denken.
Ich selbst bin kein Anhänger der Theorie, dass anders immer besser ist, sehr wohl aber der Theorie, dass anders immer überraschend ist, was in vielen Fällen, wenn es zum Beispiel um ganz konkrete Themen wie Marketing, Vertrieb etc. geht, bereits genügt.
Ändern Sie Ihre Perspektive!
Das ist leichter gesagt als getan. Wenn man sein ganzes Leben unbewusst nur in eine Richtung geguckt hat, kann man dann den Kopf überhaupt noch drehen? Woher weiß man denn, wie das geht?
Kreativität ist harte Arbeit.
Bestimmt haben Sie sich auch schon häufiger beim Lesen eines Buchs oder beim Schauen eines Films gefragt: Wie ist der Autor denn nur darauf gekommen? Filme, die solche Gedanken bei mir ausgelöst haben sind zum Beispiel „Memento“ und „Inception“ von Christopher Nolan oder „The Matrix“ von den Wachowski Brothers.
Ich erinnere mich noch genau, wie ich nachts in der Vorpremiere von „The Matrix“ saß. Es muss 2 Uhr gewesen sein und ich war unglaublich müde. Dann sah ich zum ersten Mal die Szene, in der Keanu Reeves in dem Tank erwacht, in dem er seit seiner Geburt von den Maschinen „gehalten“ wurde. Das war wie ein elektrischer Schlag. Wenige Ereignisse in meinem Leben haben mich je wieder so überrascht und an das Potential von Kreativität glauben lassen, daran, dass man es auch im Bereich der Kreativität zur Meisterschaft bringen kann.
Begriffserklärung: MeisterschaftWer Außerordentliches auf einem Gebiet vollbringen, also ein Meister werden will, muss sich 10 Jahre lang 4-5 Stunden pro Tag mit einem Thema beschäftigen (Zehn-Jahres-Regel). Mit normalem regelmäßigen Üben kann man seine Fähigkeiten nur erhalten. Aktuelle Forschungen sagen, dass ein IQ von 120 optimal ist. Mehr bringt nicht mehr, schadet aber auch nicht.
Ein Meister der Kreativität zu werden, bedeutet also, genau wie auf anderen Gebieten, viel Arbeit.
Aber es gibt gute Nachrichten: Dadurch, dass man schlagartig seine Perspektive verändert, kann man punktuell vom Nektar der Meisterschaft kosten.
Man löst sozusagen Kreativität gezielt aus.
Das ist in etwa so, wie das Verhältnis von Schwerelosigkeit im Weltall zu Schwerelosigkeit im sog. „Kotzbomber“.
Fällt ihnen auf, wie Sie in diesem Kapitel immer wieder um die nächste Ecke denken müssen …
Begriffserklärung: ParabelflugAls Parabelflug wird ein besonderes Flugmanöver bezeichnet, bei dem das Flugzeug, im Volksmund wegen der mit dem Flugmanöver verbundenen Übelkeit auch Kotzbomber genannt, eine zur Erdoberfläche geöffnete Parabel beschreibt. Der Zweck dieses Manövers ist die Herstellung eines Zustands der Schwerelosigkeit. Dieser Zustand hält nur kurz, ca. 60 – 80 Sekunden, während des Steigflugs und Sinkflugs an und wird zu Trainingszwecken für Piloten und Astronauten genutzt.
SchlüsselerkenntnisDer Zufall begünstigt nur einen vorbereiteten Geist!
Ungerichtet kreativ zu sein, wird Ihnen am Anfang sehr viel leichter fallen, als Kreativität gezielt zur Problemlösung einzusetzen.
Jede Art von Kreativität wird durch Impulse ausgelöst. Diese können Sie sich entweder bewusst geben, zum Beispiel durch eine gezielte Übung, oder Sie bekommen einen Impuls unbewusst von außen, durch zum Beispiel eine neue Umgebung oder ein unbekanntes Geräusch.
Wenn Sie sich das stereotypische Bild eines Künstlers vor Augen führen, dann denken Sie vielleicht, wie viele Menschen, dabei an einen ausgeflippten, meist langhaarigen Typen, der komische Kleidung trägt, komische Ideen hat, sich mit komischen Menschen umgibt und komische Dinge, wie zum Beispiel den Reichstag verhüllen oder nackte Menschen auf irgendeinem Marktplatz stapeln, tut.
Menschen, die sich ständig mit Neuem und Unbekanntem umgeben, sind häufig kreativer.
Sie kennen diesen Effekt vielleicht aus dem Urlaub. Bei mir persönlich dauert es im Urlaub in der Regel eine Woche, die mein Körper und mein Geist benötigen, um den Alltag zu vergessen. Dann schlagen die neuen Eindrücke ein und werden auch sofort optimal verarbeitet. Plötzlich kommen mir neue Ideen und ich entdecke Möglichkeiten, an die ich zuvor nicht einmal im Traum gedacht hätte.
SchlüsselerkenntnisWenn Sie Ihre Kreativität anregen möchten, verändern Sie etwas in Ihrem Leben. Mehr dazu finden Sie in der Upgrade Session dieses Kapitels.
Um die Kreativität nicht ungenutzt verpuffen zu lassen, lohnt es sich, seine eigenen, die zu lösenden Probleme immer griffbereit im Kopf zu haben.
Der Zufall begünstigt nur einen vorbereiteten Geist!
Wenn Sie regelmäßig über die Lösung eines Problems nachdenken und dann gezielt versuchen, Kreativität auszulösen, zum Beispiel durch die Übungen in der Upgrade Session dieses Kapitels, werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Lösung kommen. Je mehr Sie sich mit Neuem umgeben und Neues tun und je mehr Sie versuchen, Probleme gezielt durch Kreativität zu lösen, desto besser werden Sie darin und desto leichter wird es Ihnen in Zukunft fallen, Kreativität einfach „heraufzubeschwören“, wenn Sie diese benötigen.
WeisheitKreativität findet im Spannungsfeld zwischen Chaos und Ordnung, Struktur und Auflösung statt.
Ich selbst zähle mich zu den Ordnungsfanatikern. Mein Schreibtisch ist immer aufgeräumt, meine Dinge sind meistens sortiert. Um die Kreativität anzuregen, ist dies genau der falsche Weg, um erfolgreich ein Unternehmen zu führen jedoch genau der richtige!
Was für die Motivation gilt, gilt auch für die Kreativität. Lassen Sie ein Problem ruhig einmal im Sichtfeld liegen. Räumen Sie es nicht weg, denn sonst verschwindet es nicht nur aus Ihrem Blickfeld, sondern durch den Vorgang des Wegräumens auch aus Ihrem Kopf. Geben Sie Ihrem Unterbewusstsein Zeit, sich mit einer Sache zu beschäftigen, während Sie etwas anderes tun.
Viele Menschen, zu denen ich auch zähle, lösen Probleme sprichwörtlich im Schlaf. Ich erinnere mich noch an viele Gelegenheiten in meiner Zeit als Softwareentwickler, als ich mit einem Programmierproblem zu Bett gegangen und mit einem fertigen Programm im Kopf aufgewacht bin.
Bei einem Experiment fanden 60% der Menschen, die mit einem Problem zu Bett gegangen waren eine Lösung, von denen, die nicht geschlafen hatten, nur 20%. Es wird vermutet, dass das Gehirn im Schlaf die wesentlichen Teile eines Problems herausfiltert und wir deshalb in der Lage sind, „unvernebelt“ eine Lösung zu finden.
Komplexität in der Arbeit, der Persönlichkeit und im Leben führt ebenfalls zu mehr Kreativität. Die Sinne von Kreativen filtern weniger und sind auch für Irrelevantes offen. Goethe hat zum Beispiel teilweise Schmerz selbst provoziert, um die Komplexität in seinem Leben zu steigern und seine Kreativität anzufeuern. Er verließ dazu Frauen, die er noch liebte.
Dies ist nun kein Appel dafür, seine Frau oder seinen Mann zu verlassen, um die Kreativität zu steigern! Unternehmer zu sein ist schon der mit weitem Abstand komplexeste Job der Welt. Übertreiben Sie es an dieser Stelle nicht!
Gerade für Sie als Unternehmer ist die Kreativität mehr als nur das Generieren von Ideen. Kreativität hilft Ihnen zum Beispiel dabei, im Alltag Probleme und Konflikte leichter zu lösen. Kreativität sorgt dafür, dass Sie neue Marketing und Vertriebsmethoden entwickeln, „kreative“ Wege der Finanzierung finden, oder Ihre Mitarbeiter auf eine ganz besondere Art und Weise motivieren. Für einen Unternehmer ist die Kreativität vor allem eines: ein Treibstoff.
Auch in Krisensituationen kreativ zu sein fällt vielen Menschen schwer. Durch das Kontrollieren von Angst und durch das Vorbereiten und Bewusstmachen von Lösungen schaffen Sie in Ihrem Kopf den nötigen Raum für Kreativität. Wenn nichts anderes mehr hilft, steigen Sie in Ihr Auto oder in einen Zug oder ein Flugzeug und verändern damit Ihre Umgebung. Nehmen Sie sich ein paar Tage Zeit und verbringen Sie diese Zeit alleine, nur mit sich selbst. Verzichten Sie auf den PC und den Fernseher und nehmen Sie nichts weiter, als einen Block und einen Stift mit. Sie werden überrascht sein, was Ihnen alles Tolles einfällt.
Der Weg zur eigenen Kreativität ist sehr individuell.
„Out-of-the-box“ zu denken, über den Tellerrand hinaus zu schauen entscheidet für einen Unternehmer häufig über Erfolg und Misserfolg. Bleiben Sie dran und seien Sie neugierig! Sprechen Sie mit Menschen aus anderen Branchen, nutzen Sie die Kreativität Ihrer Mitarbeiter und regen Sie diese dazu an, sich zu beteiligen. Schaffen Sie für sich und Ihre Mitarbeiter ein Umfeld, in dem Kreativität eine Chance hat.
WeisheitKreativität denkt sich neue Dinge aus, Innovation tut neue Dinge!
Zusammenfassung
- Kreativität ist für einen Unternehmer so wichtig wie Fachwissen und Kapital.
- Kreativ zu sein bedeutet, die Perspektive zu wechseln. Umgeben Sie sich mit frischen Impulsen und versuchen Sie, regelmäßig etwas Neues zu entdecken.
- Kreativität kann gerichtet oder ungerichtet sein.
- Kreativität ist harte Arbeit und es wird nur derjenige belohnt, der vorbereitet ist.
- Der Weg zur eigenen Kreativität ist sehr individuell.
Blueprinting: Kreativ
Das folgende Blueprinting wird Ihnen den Grad Ihres kreativen Umfelds bewusst machen.
- Besuchen Sie häufig unbekannte Orte? Was lösen diese Besuche bei Ihnen aus?
- Halten Sie sich selbst für kreativ? Wenn ja, erfinden Sie jetzt spontan 10 neue Farben. Sie haben dafür 60 Sekunden Zeit!
- Beherrschen Sie irgendeine Sache wirklich außergewöhnlich gut? Woran machen Sie das fest?
- Sind Sie eher ein Gefühls- oder ein Faktenmensch? Wie äußert sich das?
- Kleiden Sie sich manchmal mit besonderen Accessoires nur, um aufzufallen? Wie sind die Reaktionen der Anderen darauf und was empfinden Sie dabei?
- Schreiben Sie häufig Ideen auf, oder kritzeln Sie Bilder während Sie telefonieren? Wie schreiben Sie diese Dinge auf und was tun Sie später damit?
Upgrade Session: Kreativ
Anders als in den vorangegangenen Upgrade Sessions können Sie die Übungen zur Kreativität jeden Tag und jederzeit durchführen.
Einige der Übungen werden Ihnen vermutlich bizarr und in diesem Buch deplatziert vorkommen (Stichwort: Zylinder), vergessen Sie aber bitte nicht: Kreativität entsteht nur dann, wenn man sein Gehirn in einen Ausnahmezustand versetzt!
Übung 1:
Verlassen Sie Ihr bekanntes Umfeld mindestens einmal pro Woche. Suchen Sie Plätze auf, die Sie normalerweise nicht besuchen, z. B. ein bestimmtes Museum, den Zoo, eine bestimmte Bar, einen Park etc. Besuchen Sie Gebäude, die Sie sonst nicht betreten würden, zum Beispiel öffentlich zugängliche Bürogebäude oder ein Polizeirevier.
Übung 2:
Fahren Sie eine andere Route ins Büro oder zu einem bekannten Ort. Beachten Sie die Häuser, die Menschen und die Straßen. Wenn Sie etwas Zeit haben, parken Sie Ihren Wagen und laufen Sie ein Stück die Straße rauf und runter. Schärfen Sie Ihre Sinne!
Übung 3:
Tragen Sie einen Tag lang einen Zylinder auf dem Kopf. (Anmerkung: Sollten Sie sowieso jeden Tag einen Zylinder tragen, dann lassen Sie den Zylinder einen Tag lang weg.
Übung 4:
Verbinden Sie sich mit Menschen, die völlig andere Interessen haben als Sie auf Xing und/oder Facebook. Erzählen Sie Ihnen von diesem Buch und dieser Übung. Tauschen Sie sich aus!
Übung 5:
Nehmen Sie jetzt einen Block, am besten mit weißem Papier und einen Stift und zeichnen und schreiben Sie für mindestens 15 Minuten einfach drauf los. Wiederholen Sie diese Übung immer dann, wenn Ihnen zu einem Problem keine Lösung einfällt. Nach einiger Zeit hilft Ihnen diese Übung dabei, die Lösung visuell zu finden. Aktivität führt zu Kreativität!
Übung 6:
Wählen Sie eine Sache, an der Sie besonders interessiert sind und werden Sie Experte darin. Lesen Sie alles, was Sie zu dem Thema finden können und sprechen Sie mit mindestens drei Menschen, die etwas von diesem Thema verstehen. Verwenden Sie Xing und Facebook, um diese Menschen zu finden, oder kontaktieren Sie die Autoren von Büchern und Artikeln, die Sie zu diesem Thema lesen.
Übung 7:
Staunen Sie! Entwickeln Sie einen Blick für das Skurrile im Alltag. Das liefert Stoff für Ideen. Setzen Sie sich einmal pro Woche auf eine Parkbank oder in ein Straßencafe und beobachten Sie die Menschen. Versuchen Sie, jedem Menschen zum Beispiel ein Tier oder ein Objekt zuzuordnen. Untersuchen Sie, nach welchen Kriterien Sie das Tier oder das Objekt ausgewählt haben.
Übung 8:
Überraschen Sie sich selbst. Ändern Sie Ihr Outfit oder Ihre Frisur und beschäftigen Sie sich mit Dingen, die nicht zu Ihnen gehören, z. B. mit Musik, wenn Sie eigentlich eher ein Filmtyp sind.
Übung 9:
Überraschen Sie Andere, indem Sie sich anders verhalten. Legen Sie einmal in der Woche einen „Ja statt Nein“-Tag ein, an dem Sie immer mit „Ja“ antworten, wo Sie normalerweise „Nein“ sagen würden und umgekehrt. Bei Entscheidungen, die Ihr Unternehmen betreffen, unter-lassen Sie bitte diese Übung!
Übung 10:
Umgeben Sie sich mit extrem Andersdenkenden, aber treten Sie dazu nicht einer extrem rechten Partei bei. Andere Ansichten, Werte und Ideen regen zum Nachdenken an.
Übung 11:
Probieren Sie Neues aus, z. B. ein anderes Gericht von der Karte, eine andere Art von Film, oder begrüßen Sie Ihre Mitmenschen ab sofort mit „Howdy!“ statt mit „Guten Morgen“.
Übung 12:
Machen Sie regelmäßig Brainstormings mit sich selbst. Zeichnen Sie dazu Kreise mit wichtigen Dingen zu einem Thema und versuchen Sie, diese mit Linien zu verbinden. In die Kreise schreiben Sie ausschließlich Substantive, auf die Linien ausschließlich Verben.
Übung 13:
Kombinieren Sie Dinge, die eigentlich nicht zusammenpassen. Nehmen Sie zum Beispiel die Dinge auf Ihrem Schreibtisch und kombinieren Sie jedes Teil drauf mit jedem anderen. Diese Technik können Sie auch für die Kombination von Produkten und Dienstleistungen verwenden. Nicht immer wird etwas Cleveres draus entstehen, aber häufig ergibt sich zumindest eine neue Perspektive.
Übung 14:
Räumen Sie eine Woche lang Ihren Schreibtisch nicht auf.
Übung 15:
Immer, wenn Sie in der kommenden Woche an das Wort „Elefant“ denken, kleben Sie einen gelben Zettel auf Ihren Monitor. Wiederholen Sie das Ganze in der kommenden Woche mit einem Wort, das Sie mit einem Problem assoziieren, welches Sie lösen möchten, zum Beispiel „Kapital“, wenn Sie eine Finanzierung benötigen, oder „schwarzer Schwan“, wenn Sie eine Beratung benötigen.
Übung 16:
Versuchen Sie einen Tag lang ohne Geld zu überleben. Vergessen Sie bewusst Ihre Geldbörse zuhause und finden Sie einen Weg, trotzdem nicht zu verhungern und zu verdursten. Die „softe“ Variante wäre es, die Geldbörse im Handschuhfach Ihres Autos zu lassen.
Übung 17:
Legen Sie Papier und Stift neben Ihr Telefon und kritzeln Sie, während Sie telefonieren.